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Madagascar
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Jean-Luc Raharimanana : L'ENFANT RICHE
Jean-Luc
Raharimanana, né en 1967 à Madagascar, vit en région
parisienne depuis 1989 où il est enseignant en collège.
Il raconte avec une lucidite violente la corruption, la misère et
l'aliénation qui sont le lot quotidien de l'Afrique post-coloniale.
Ses récits mêlent, dans une langue grinçante et âpre,
les violences et les misères du monde. Cris d'appel au secours,
ses nouvelles " fulgurantes " sont empreintes d'une rage et d'un sens aigu
de la narration.
Publications: Lucarne, (1996) , Rêves sous le linceul, (1999) et Nour, 1947 (2001). Paris: Le Serpent à Plumes. Die Novelle L'Enfant riche eignet sich zur Behandlung in einem Grund- oder Leistungskurs der Oberstufe, der mit dem Thema "Afrika" bereits vertraut ist. Sie ist in der Sammlung Lucarne. Nouvelles. Paris: Le Serpent à Plumes, S. 13-27 enthalten und steht den Lesern in der Reihe "Fremdsprachentexte - Conteurs francophones noirs" Hrsg. von Johannes Röhrig. Stuttgart: Reclam (2000), S. 130-147 zur Verfügung. Der Text ist mit einem zweisprachigen Vokabular versehen. Im Nachwort dieser Ausgabe resümiert der Herausgeber den Inhalt der Novelle auf Deutsch und wirft einen kurzen Blick auf die sozialen Gegensätze Madagascars. Zum besseren Verständnis sei die Novelle "L'Enfant riche" hier kurz skizziert: Ein Kind, hungernd und in Lumpen gekleidet, findet zwischen Schutt und Urinlachen eine Cola-Flasche, für die es bei einem chinesischen Händler ein 100 fmg-Stück erhält. Seinen Schatz hält der Junge fest umklammert, verliert ihn fast im Gedränge einer Musikvorführung und verschluckt ihn, um ihn nicht wieder hergeben zu müssen. Alle Versuche, das Geld wieder auszuscheiden, scheitern, sein Bauch schmerzt. Er streitet sich mit einem Hund um ein Stück gestohlenes Fleisch, wird von einem Mann blutig geschlagen, fällt ins Delirium und sitzt zum Schluss bettelnd auf der Straße. Zum methodischen Vorgehen: Die Schüler
und Schülerinnen lesen vorgreifend die Novelle und markieren die wesentlichen
Aspekte, die zur Darstellung der "Réalité africaine /malgache"
und zur Beschreibung der Hauptperson herangezogen werden können.
In Gruppenarbeit werden weitere Interpretationsschwerpunkte
Im Sinne der Anbahnung des Fremdverstehens und des Perspektivenwechsels wird ein weiteres Verfahren vorgeschlagen, das die Leser dazu befähigt, sich in den Jungen hineinzuversetzen und seine Gefühle und Denkweise nachzuvollziehen. Da das Kind weder schreiben noch lesen kann, wäre es müßig, seine Geschichte als Brief oder Tagebucheintrag aufzuschreiben. Der Junge wird im Dialog mit einer fiktiven Gestalt, seiner Mutter (die in der Novelle zweimal erwähnt wird), seine Leidensgeschichte erzählen: reduziert auf die körperlichen und affektiven Wahrnehmungen, ohne Erläuterungen des Erzählers. Eine weitere Variante wäre die Begegnung mit einem "Lebensretter" zum Schluss, einem Arzt oder Priester, die den Jungen sein Leiden rekapitulieren lassen und konkrete Hilfen anbieten, auf die das Kind reagieren muss. Damit wäre allerdings eine Fortsetzung der Novelle verbunden. Zur Interpretation: Der Ort der Handlung ist die Hauptstadt Antananarivo (le Rova, der Palast der Königin, S. 131). Zur réalité malgache gehören ebenso die christliche Kirche (S. 145) wie die großen Automarken Mercedes, 505, Toyota und Volvo, kleine Mädchen, die schwere Wassereimer tragen, die Tourneegruppe mpiphira gasy, streunende Hunde und bettelnde Kinder. Der Titel: L'Enfant riche deutet die Tragik auf ironische Weise an: Der Reichtum des Kindes, das Geldstück in seinem Magen, bedeutet seinen Tod. Nach der ersten Lektüre werden die wichtigsten Merkmale zur Beschreibung des Protagonisten gesammelt: L'enfant est très pauvre, sale, maigre, presque nu, malade, orphelin ?, illettré. Il a mal, il a faim et soif, vit dans la rue. Un chien le suit, le seul compagnon, aussi sale que lui, les deux ont faim, traînent dans la rue à la recherche de quelque chose à manger. Die sozialen Gegensätze "Une Mercedes avec un petit chien sur la banquette arrière, petit chien bien peigné, bien lavé, bien propre " (S. 134), die Scheinheiligkeit der Gläubigen "Les bonnes gens priaient le fils de Dieu et arboraient leurs nouvelles parures " (S. 145), die Lächerlichkeit der politischen Klasse "...la radio proférait des sottises,des choses révolutionnaires et censurées." (S. 140/141) und die Erbarmungslosgkeit, mit der das Schicksal des Kindes von den Passanten quittiert wird "Un dernier coup de talon dans la nuque et l'Enfant sombra dans l'inconscience. La foule se dispersa, les danseurs ramassaient leurs pièces "(S. 138) werden vom Erzähler fast teilnahmslos kommentiert. Die Passagen, die wie in einem inneren Monolog die Schmerzen, Hoffnungen und Halluzinationen des Kindes ausdrücken, können einer intensiven sprachlichen Untersuchung unterzogen werden. Imperative "Sors! Sors de mon ventre!" (S.140) , Ausrufe "Soleil,ô soleil" (S. 135) "Faim!" "Mal!Mal!"(S.142) und Infinitive "Se lever, pleurnicher." "Pisser." "S'asseoir." "Boire, beaucoup boire." "Dégobiller." "S'effondrer." (S. 143-145) markieren einen immer schneller werdenden Rhythmus. Die wenigen Worte des Kindes "M'sé. - Coca. - M'si m'sé" (S. 132/133), "Maman" (S. 138 und S. 143), "Sors! Sors de mon ventre!" (S. 140), "Salauds! J' veux mourir, crever!" (S. 146) spiegeln die Hilf- und Sprachlosigkeit des Kindes wider, seine Verlassenheit in einer Welt, die ihn ausgestoßen hat. Einen besonderen
Symbolgehalt hat das Wasser (la mare, la fontaine), andere Flüssigkeiten
(l'urine, le sang, les larmes, la salive) sind ebenso präsent und
markieren den körperlichen Verfall des Kindes.
Das Leiden
und der Tod sind allgegenwärtig. Die Novelle beginnt mit den Worten:
"Souffrir, qu'est-ce? Une effroyable envie de crever pour que vivre ne
soit plus le lot de personne." (S. 130). Passagen wie "Passer, passer comme
le fait si bien la vie. Passer ...Salope de vie" (S.138) und "Le monde
rapetissait ... Lui, il grandissait. Ah! Grandir! Le ciel descendait, la
ruelle glissait sous ses pieds. Combien de folie, combien de délire
pour pouvoir sentir ce qu'il éprouvait, lui?" (S. 146) sind Ausdruck
des nahen Todes. Die Novelle endet mit den Worten: "Il est maintenant
un mendiant en bonne et due forme, avec en plus 100 fmg dans le ventre!
De l'argent qui fait corps avec lui! La vie en personne est dans ses entrailles
et nul ne pourra la lui reprendre, pas même le président de
la République"(S. 147).
Nach der
Behandlung der Novelle werden die Schüler und Schülerinnen aufgefordert,
sich über den Autor und sein Werk im Internet zu informieren und eine
Biographie für einen mündlichen Vortrag zusammenzustellen. Informationen
über Madagascar sind auch über das Internet zu beschaffen,
Lexika und andere Quellen werden ebenfalls einbezogen. Sehr gut aufbereitet
und für den unterrichtlichen Einsatz geeignet (allerdings nur auf
Deutsch verfügbar) ist die dreiteilige Sendereihe: "Madagaskar - Armes
reiches Land", WDR 3-Schulfernsehen, Didaktisches Material in PSF, 294/2000.
Liens: Jean-Luc
Raharimanana (Pierre Maury) Site très riche
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L'ECONOMIE DE LA DEBROUILLE
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LA RICHESSE NATURELLE DE MADAGASCAR: LA BIODIVERSITE ![]() © Photo: P.Schütze, S. Wessin
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© Susan
Wessin - 2001 Mise à jour: 13/05/2010