Bundeswettbewerb Fremdsprachen 2000 par les élèves de la 10b du lycée Thomas-Mann de Lübeck
Bundeswettbewerb Fremdsprachen
2000
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„Nachbarn“ lautete das Jahresthema
2000 im Bundeswettbewerb Fremdsprachen. Ein Thema, das im
Französischunterricht aller Klassenstufen präsent ist und im
Rahmen des „Deutsch-französischen Schüleraustauschs“ mit
Leben erfüllt wird.
Die 12 Schülerinnen und Schüler einer 10. Klasse beschlossen nach Rückkehr von einer Klassenfahrt, auf der wir die ersten Ideen austauschten, am Bundeswettbewerb Fremdsprachen mit einem Videobeitrag teilzunehmen. Technische Erfahrungen brachte nur ein Schüler mit, der im Rahmen der letzten Projektwoche einen Videofilm gedreht hatte und sich um die technischen Aspekte kümmern wollte. I. Unterrichtliche Voraussetzung Der Text «Les années ado »(Leçon 2C, Klett Découvertes Bd. 4) diente als Grundlage für die Einführung des Themenwortschatzes : Le scénario. In diesem Lektionsabschnitt ging es um eine Drehbuch-Synopse einer Liebesgeschichte, die von Jugendlichen verflmt werden sollte. In der Schulfernsehreihe Passe-partout „Tranches de pub / Und jetzt die Werbung“ wurde das Medium Film, hier anhand sehr kurzer Sequenzen, unter kritischem Blickwinkel analysiert, anschließend wurden eigene Werbeplakate erstellt.. Die Vorliebe der Klasse für fantastische und skurrile Situationen stammte aus der Arbeit mit der Schulfernsehreihe „Planète Némo“ (Ende 9. Schuljahr). II. Planung Die Gruppe hat sich in einer sehr kreativen Phase schnell für das Thema, die Handlung der Geschichte, die handelnden Personen und ihre Entwicklung entschieden. Die zu dieser Zeit in allen deutschen Tageszeitungen verbreitete Werbung für „Yello-Strom“ (ein bis dahin eher unbekanntes Werbeprodukt, nämlich der nicht sichtbare, farblose Strom) hat die Schüler und Schülerinnen zu ihrem Werbeprodukt «Air France» inspiriert. Die erste Grobfassung ihres Filmdrehbuchs - auf deutsch und französisch , schon sehr klar in der Struktur - zeigt bereits alle Merkmale der nun vorliegenden Fassung.
Die ersten Arbeitsschritte bestanden in der Erstellung der Texte für die einzelnen Sequenzen. Die jeweils agierenden Schüler und Schülerinnen schrieben die Szenen selbst, korrigierten sich inhaltlich gegenseitig und baten mich um sprachliche Korrektur, die sich in der Regel nur auf idiomatischere Ausdrücke beschränkte. Grammatikalische Richtigkeit spielte in den gesprochenen Passagen (Endungen und Accords waren zum Glück nicht hörbar) eine untergeordnete Rolle. Die Arbeit an den Texten haben die Schüler und Schülerinnen mit großer Selbstständigkeit geleistet. Wörterbücher standen zu Hause und in der Schule zur Verfügung, und auch die damit verbundenen Probleme («elle lui donne un basket» war ein besonders gelungenes Beispiel) der Übersetzung wurden deutlich. Daneben ergaben sich, manchmal ungewollt, Wortspiele wie le fromage qui marche und du vin divin, das in der Werbeeinblendung im Film immer noch falsch geschreiben wird, weil die Schüler die Korrektur wohl nicht akzeptierten ... Die Szenen wurden fast alle nach
dem Unterricht, also in den Nachmittagsstunden geprobt und zum Teil aufgezeichnet.
Die ständige Überarbeitung des Drehbuches, bzw. der einzelnen
Sequenzen wurde von den Schülern und Schülerinnen zu Hause erledigt,
die Neufassungen wurden zum nächsten Drehtermin besprochen.
Die Rollen wurden immer lebendiger gespielt, die Texte, zunächst noch vom Blatt abgelesen, zunehmend freier gesprochen. Kostüme, Décors und Accessoires entstanden im Laufe der Arbeit. Die Aufnahmen im Klassenraum und im Schulgebäude, an der Bushaltestelle vor der Schule, im heimischen Wohnzimmer und in der Küche der Familien und in einer Buchhandlung folgten dem Prinzip vom Nahen zum Fernen. Alle Szenen außerhalb des Klassenraums wurden von den Schülern und Schülerinnen allein gedreht, ich habe sie erst bei der Vorbesprechung für die Auswahl der endgültigen Fassungen gesehen. Die Idee, im Abspann die Versprecher und unfreiwilligen Unterbrechungen (Telefonklingeln, schwanzwedelnder Hund) zu zeigen, spricht für das gesamte Vorgehen: bis die Szenen „im Kasten“ waren, verging einige Zeit und vieles entwickelte sich erst im Laufe des Drehens. Das Schneiden und Montieren der Sequenzen hat eine Gruppe von drei Schülern und einer Schülerin in der Stadtbildstelle Lübeck erledigt. Ich habe das fertige Ergebnis mit den anderen Teilnehmern im Videoraum der Schule sehen können (und so sind natürlich auch die Fehler einfach stehengeblieben...) IV. Auswertung Die Schüler und Schülerinnen haben konsequent ihre eigenen Vorstellungen von Anfang an durchgesetzt. Meine Befürchtungen („Wollt Ihr nicht lieber einen Fotoroman produzieren, da fällt das komplizierte Filmen und Schneiden weg“) wurden einfach überhört, zurecht, wie ich sehr bald feststellte. Einfallsreichtum, Spontaneität und Witz, aber auch die sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten in einem überschaubaren Rahmen haben immer wieder neue Ideen produziert und die Schüler und Schülerinnen zu gegenseitiger Hilfestellung und Korrektur angespornt. Für mich war besonders der Umgang mit der Werbung interessant. Die Werbung ist prägender Bestandteil der Jugendkultur. Die Schüler und Schülerinnen benutzen sie gern für eigene Strategien (z.B: Wortschöpfungen, Identifikationen), transportieren mit ihrer Hilfe Meinungen und Wertvorstellungen und begegnen ihr aber auch kritisch, sofern man ihnen Gelegenheit dazu gibt und nicht auf vorgefasste (oft auch veraltete, längst überholte Einstellungen) setzt. Die technischen Probleme, die noch sehr unprofessionelle Herangehensweise (es musste immer schnell gehen, der Teufel steckte meist im Detail) haben die Gruppe nicht abgeschreckt, im Gegenteil. Sie wurde immer geduldiger, sah die Notwendigkeit genauerer Absprachen vor Drehbeginn ein und lernte immer wieder dazu. Trotzdem ist die Tonqualität z.T. unzureichend, und die Tücken der einfachen Videokamera, deren Zoom sehr verführerisch ist (den man leider aber auch hört), wurden nicht immer gemeistert. Doch: Der vorliegende Film hat allen Beteiligten viel Spaß gemacht! Und dank AIR FRANCE wird vielleicht bald ein großer Kreis Interessierter in die Vorzüge der langue française und des savoir vivre en France eingeweiht ... Epilogue: AIR FRANCE ( die "echte"
Fluggesellschaft) hat den Schülern und Schülerinnen als kleine
Erinnerung einen Kugelschreiber (mit Logo!) geschenkt.
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Europe
© Susan Wessin - 1/12/2001